Atari 2800
Atari Goes Japan

Atari 2800

Sears Video Arcade II und Atari 2800

Die speziell für die Kaufhauskette Sears entwickelte Konsole Video Arcade II kam im Oktober 1982 in Nordamerika auf den Markt. 1983 später wollte man mit dieser Konsole auch in Japan ins Geschäft kommen, dort war sie als Atari 2800 ab Mai 1983 für ¥24.800 (entspricht 2023 etwa ¥32.450 bzw. € 205) zu haben.

Die Konsole mit dem Entwicklungsnamen Cindy brachte ein paar neue Funktionen gegenüber dem 2600 mit. So ist der Controller wie beim unveröffentlichten 2700 gleichzeitig Paddle und Joystick. Die Umschaltung erfolgt auf der Konsole selbst. Anstatt den herkömmlichen zwei Controllerports sind beim 2800 vier vorhanden. Ansonsten ist das System vollständig kompatibel zum 2600-System.

Das System floppte allerdings in Japan, denn just zu dieser Zeit tobte im Land der aufgehenden Sonne geradezu ein Konsolenkrieg. Die Konsolen My Vision von Nichibutsu (9. Mai 1983), Cassette Vision Jr. von Epoch (19. Juli 1983), SG-1000 von Sega (15. Juli 1983, später international als Master System vermarktet), Family Computer von Nintendō K.K. (Juli 1983, später international als Nintendo Entertainment System erschienen), Pyuta Jr. von Tomy (Juli 1983), PV-1000 von Casio (Oktober 1983), Compact Vision TV Boy von Gakke (Oktober 1983) drangen alle im selben Zeitraum auf den japanischen Markt wie Ataris 2800, die zudem nach der My Vision von allen Konsolen die teuerste war. Mit der Übernahme der Consumer Division durch Jack Tramiel im Juli 1984 wurde das System wieder eingestellt. Das Gehäuse wurde für die Konsole 7800 wieder verwendet.

Auch im US-Heimatmarkt war Video Arcade II kein besonders großer Erfolg, zu dieser Zeit war der heimische Videospiele-Markt gerade am Zusammenbrechen. Im August 1983 nahm die Kaufhauskette Sears alle Tele-Games-Produkte aus dem Sortiment und ersetzte sie durch Original-Hard- und Software. Die Konsole Video Arcade II wurde allerdings nicht neu aufgelegt und verschwand wieder vom Markt.

Bei den Spielen bediente sich Atari für Japan am schon vorhandenen Bestand – lediglich Verpackung und Spielanleitung wurden an den japanischen Markt angepasst, die Spielmodule sind, da sich Japan und die USA mit NTSC den selben Fernsehstandard teilen, 1:1 identisch mit den US-Versionen.

Atari 2800 / Sears Video Arcade II Bilder
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Aufbau des Systems

Das System besteht im Grunde aus drei Chips: Dem Prozessor 6507, dem Peripheral Interface Adapter 6532 und dem von Atari bzw. deren Tochter Cyan Engineering entwickelten Television Interface Adapter TIA, der das Herzstück der Konsole bildet. Daneben befinden sich vier Controllerschnittstellen, der Netzteilanschluss (3,5 mm Monoklinke), der RF-Modulator sowie natürlich der Modulschacht an Bord. Zur Steuerung verfügt das System über mehrere Schalter: An/Aus vorne rechts an der Konsole, die Schwierigkeitsgrad-Schalter A – EXPERT und B – NOVICE, obenauf die Schalter JOYSTICK und PADDLE zur Auswahl des Controllers, den Auswahlschalter SELECT und den RESET-Taster. Von unten bedient werden der Umschalter für Farbe/Schwarzweiß und der Kanalwahlschalter.

Mainboard


Prozessor

Der mit 1,19 MHz getaktete 6507 aus dem Hause MOS Technology (einer Commodore-Tochter) ist ein Derivat auf Basis des weithin bekannten MOS 6502 und besitzt statt 40 nur 28 Pins. Daher ist der Adressraum des Prozessors auch auf 8 kB begrenzt. NMI- und IRQ-Anschlüsse werden nicht herausgeführt, wodurch hardwaregesteuerte Interrupts nicht möglich sind, dazu verfügt der 6507 nur über 13 Adressleitungen, einige andere Signale fehlen ebenso. Bei Atari wurde der 6507 unter der Teilenummer C010745 geführt und später auch von ATMC und Tandon im Diskettenlaufwerk 1050 verbaut.


Television Interface Adapter (TIA)

Der von Cyan Engineering entwickelte Chip ist das Herzstück der Spielkonsole und sowohl für die Erzeugung des Fernsehbildes als auch als Zugang für die Steuerung der Hardware und für die Darstellung der Grafik verantwortlich. Er besitzt aus Kostengründen keinen eigenen Arbeitsspeicher – zur Zeit der Entwicklung lag ein Megabyte Arbeitsspeicher noch bei mehreren Zehntausend Dollar –, somit kann er die Grafik nicht speichern, sondern muss jede Bildzeile einzeln erzeugen. Die Daten dazu kommen aus Registern für die Hintergrundfarbe, einigen Registern, die die Hälfte einer Zeile repräsentieren und ab der Bildschirmmitte wieder gespiegelt oder wiederholt dargestellt werden können sowie fünf spezielle Grafikelementen:
TIA kann das Kollisionsverhalten einzelner Objekte auslesen und ausgeben. Die Register erlauben es dem Programmierer, Position und Farbe grafischer Objekte zu definieren. Auch ist der TIA dafür verantwortlich, zwei Audiokanäle für Geräusche zur Verfügung zu stellen und er ist zudem für die Eingabeabfrage zuständig. Dabei erkennt er die Signale von Digitaljoysticks oder Paddles und verarbeitet diese. Durch diese Beschränkungen ist es eine besondere Herausforderung, für das System Spiele zu entwickeln.


Peripheral Interface Adapter (PIA)

Hier kommt der Input-/Output-Timer 6532 aus dem Hause MOS Technology zum Einsatz. Er enthält auch die 128 Byte Arbeitsspeicher der Spielkonsole, zwei bidirektionale digitale 8-Bit-Ein- und Ausgänge sowie einen programmierbaren Intervalltimer. Er ersetzt somit mehrere integrierte Schaltkreise.


Controlleranschlüsse

Das System besitzt vier dieser neunpoligen Anschlüsse im D-SUB-Format, zwei mehr als bei VCS/2600 und Video Arcade eigentlich üblich. Die Schnittstellen sind hotplugfähig, das heißt, dass Controller im laufenden Betrieb aus- und eingesteckt werden können – was damals alles andere als die Regel war.

Pinout der Schnittstellen:


Module and Modulschacht

Die Module verfügen über 24 Leitungen, die zu jeweils 12 Stück auf Ober- und Unterseite der Modulplatine aufgebracht sind. Im Modul befindet sich der ROM-Chip mit dem Spiel, diese haben üblicherweise eine Größe zwischen 4 und 64 kB – alles über 8 kB muss vom Prozessor mittels Bankswitching angesprochen werden.

Medien

Grundsätzlich arbeitet das System mit Steckmodulen, die anfangs nur 4 kB Speicher boten, später gab es dann auch Module mit Speichergrößen bis zu 64 kB, die mittels Bankswitching angesprochen werden konnten. Die Firma Arcadia, später in Starpath umbenannt, brachte daneben noch Videospiele auf Kassetten auf den Markt, wofür ein spezielles Abspielgerät nötig ist. Für den japanischen Markt wurden die gleichen Module wie für den US-Heimatmarkt verwendet, da sich beide Staaten mit NTSC den gleichen Fernseh-Standard teilen, lediglich Verpackungen und Spielanleitungen wurden übersetzt und neu gestaltet.

Air-Sea Battle

Liste der Atari 2800-Spiele


Technische Daten

Modellinformationen
Modell CX2800
Handelsbezeichnungen Japan Atari 2800
USA Sears Video Arcade II
Hersteller Atari Wong
Atari International (Hong Kong) Ltd
Atari, Inc. / Wong Electronics
King Yip Factory Bldg
59 King Yip St
Kwun Tong, Kowloon
Hong Kong British Hong Kong
Markteinführung USA Video Arcade II: Oktober 1982
Japan Atari 2800: Mai 1983
Produktion eingestellt Video Arcade II: August 1983
Atari 2800: Juli 1984
Neupreis Japan ¥24800 (5/83) (2023: ca. ¥32450 / € 205)
Ausstattung
Prozessor MOS 6507
DIL-Gehäuse, 28 Pins
Taktfrequenz 1,19 MHz
Arbeitsspeicher 128 B (in PIA R6532 enthalten)
Grafikhardware Grafikchip: Atari Television Interface Adapter (TIA)
Auflösung max. 160×200 Pixel
128 Farben, davon maximal 16 gleichzeitig darstellbar
RF-Modulator
Audio-Hardware Soundchip: Atari Television Interface Adapter (TIA)
2 PCG-Audiokanäle (Pulse Code Generated)
Tonhöhe 5 Bit
Tonausgabe über Bildschirm
Anschlüsse 4 Controllerports
Netzteil
TV-Kabel
Modulschacht
Medien Steckmodule
Kassetten (via Starpath/Arcadia Supercharger)
Stromversorgung Steckernetzteil 9V/500mA
Stromverbrauch 9W
Klinkenstecker 3,5 mm, Pluspol an der Spitze anliegend
Statistisches
Spiele 35 speziell für den japanischen Markt gestaltet


Atari 2800 / Sears Video Arcade II Controller (CX2811)

Dieser Controller vereint Joystick und Paddle-Controller in einem Gehäuse und besitzt zwei Feuertasten. Auf dem Atari 2800 und auf dem Sears Video Arcade II ist zur richtigen Auswahl der Funktion ein Schalter vorhanden. Er liegt den Konsolen Sears Video Arcade II in Nordamerika und Atari 2800 in Japan im Standard-Lieferumfang bei.

Atari 2800 Controller / Sears Video Arcade II Controller
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Modellinformationen
Modell CX2811
Handelsbezeichnungen Atari 2800 Controller
Sears Video Arcade II Controller
Hersteller Atari Wong
Atari International (Hong Kong) Ltd
Atari, Inc. / Wong Electronics
King Yip Factory Bldg
59 King Yip St
Kwun Tong, Kowloon
Hong Kong British Hong Kong
im Handel USA Oktober 1982 (Sears)
Japan Mai 1983 (Atari)
Produktion eingestellt August 1983 (Sears-Version)
Ende 1983 (Atari-Version)
verwendbar an Atari 2600, 2800, 7800, 400/800, XL, XE, XE SystemTele-Games Video Arcade, Video Arcade II
Technik
Art Digitaler 8-Wege-Joystick und 270°-Paddle in einem
Feuertasten 2
Anschluss D-Sub-Stecker, 9-polig
Abmessungen B×H×T 7,3 × 7,1 × 13,9 cm
Gewicht 180 g

Letzte Bearbeitung: 21. Oktober 2023