Atari XE
Großer Speicher: Atari 130XE

Atari Atari XE

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

Ein Modell mit 128 kB Arbeitsspeicher war schon bei den ersten Entwürfen zur neuen Baureihe im August 1984 unter der Bezeichnung Atari XL/P vorgesehen, wurde zwischendurch aber auf Eis gelegt. Bei der Modellplanung ab November 1984 war der Rechner wieder auf der Liste, und im Januar 1985 wurde er auf der Winter CES in Las Vegas als Atari 130XE vorgestellt. Ab März 1985 war der Computer bereits in den Händlerregalen zu finden. Etwa um 1989/90 wurde das Modell intern leicht verändert, das Mainboard mit neueren Speicherchips versehen (vier statt bisher 16 Chips). Je nach Fernsehnorm sind leichte Unterschiede am 130XE festzustellen – das SECAM-Modell ist mit einer sechspoligen Monitorbuchse samt Farbumschalter anstelle eines RF-Modulators ausgestattet, dem PAL-Modell fehlt der Kanalwahlschalter. Im Gegensatz zum 65XE ist der ECI-Port bei allen 130XE-Versionen vorhanden. Die Produktion bei ATMC lief bis Sommer 1991, danach noch in China bis Ende 1992, die Vermarktung des Rechners bis 1993.

Modelle

Abhängig von den jeweiligen Fernsehnormen kann man drei Modelle des 130XE unterscheiden:

130XE NTSC mit Kanalwahlschalter
130XE PAL ohne Kanalwahlschalter
130XE SECAM mit Farbumschalter, ohne TV-Anschluss und Kanalwahlschalter


Bilder

Atari 130XE
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Aufbau

Mainboard

Gegenüber der XL-Serie wurden die Mainboards der XE-Serie nicht grundlegend neu gestaltet, sondern lediglich an das neue Gehäuse angepasst. Die Einteilung der rückseitigen Schnittstellen stimmt mit der des 800XL überein, lediglich der Modulschacht kommt zusätzlich auf der Rückseite heraus anstelle an der oberen Gehäuseseite.

Mainboards
Mainboard 130XE C070067
Mainboard 130XE C103579


Prozessor: Atari SALLY

Zum Einsatz kommt eine Modifikation des weit verbreiteten 6502 von MOS Technologies unter dem Namen SALLY (Atari-Teilenummer C014806, manchmal fälschlicherweise – auch von Atari selbst – als 6502C bezeichnet). Der Prozessor kann auf einen Adressraum von 65536 Bytes zugreifen. Der Systemtakt beträgt 1,79 MHz bei NTSC-Versionen und 1,77 MHz bei PAL-Versionen. Der 1975 eingeführte 6502 ist ein 8-Bit-Mikroprozessor mit 3510 Transistoren und einem 56 Befehle umfassenden Befehlssatz, der Adressbus hat eine Breite von 16 Bit. Verbaut ist er in einem 40-poligen DIP-Gehäuse (Dual In-line Package). Der Unterschied von SALLY zum Standard-6502 liegt vor allem am an Pin 35 angebrachten HALT-Signal, wodurch Atari vier Chips einsparen konnte, ANTIC und GTIA können somit den Prozessor direkt ohne Umwege zum Anhalten zwingen. An Pin 36 liegt ein Lese- und Schreibsignal (R/W) an. Beide Pins sind beim Standard-6502 nicht belegt.

Atari SALLY C014806


Spezialchips

Alpha-Numeric Television Interface Controller (ANTIC)
Der 40-polige Alpha-Numeric Television Interface Controller (Teilenummer C012296) ist der primäre 2D-Grafik-Coprozessor der 8-Bitter von Atari. Er wurde ab Januar 1977 auf Basis des TIA des Video Computer Systems entwickelt, im August 1977 konnte ein erster handverdrahteter Prototyp präsentiert werden, um den herum dann die Atari Heimcomputer entstanden. Mitgearbeitet haben Joe Decuir, Francois Michel und Steve Smith unter der Federführung von Jay Miner. ANTIC kümmert sich um die Erzeugung der Grafiken, die an den GTIA-Chip geliefert und von diesem eingefärbt werden. Dabei kann er per DMA auf den gesamten Arbeitsspeicher-Bereich zugreifen – während dieser Zugriffe wird übrigens der Hauptprozessor angehalten. Benutzer oder Computer hinterlegen eine sogenannte "Display List" im Arbeitsspeicher, ANTIC wertet diese dann aus und erstellt daraus dann den Bildinhalt. Bei Erreichen oder Verlassen bestimmter Bildschirmpositionen kann ANTIC Unterprogramme ausführen (Display List Interrupt), wodurch zeilenabhängige Manipulationen der Bildschirmanzeige vorgenommen werden können (beispielsweise das ändern der Farbe). ANTIC unterstützt das Scrolling.

Atari ANTIC


Graphics Television Interface Adapter (GTIA)
Der 40-polige Graphics Television Interface Adapter (NTSC: C014805, PAL: C014889, SECAM: C020120) erschien 1982 als Weiterentwicklung des CTIA und kümmert sich vorwiegend um die Ergänzung der vom ANTIC bereitgestellten Bilddaten. Diese werden in das Hintergrundbild kopiert und einer Kollisionsprüfung unterzogen – eine Methode, die zur vereinfachten Erstellung von Spielen mit interaktiven Objekten und schnellem Spielgeschehen dient. Vom GTIA aus gehen die Bilddaten dann an den HF-Modulator bzw. an die Monitorschnittstelle. Die Farbpalette des GTIA beträgt 16 Farben in jeweils 16 Helligkeitsstufen, was 256 Farbschattierungen entspricht. Der GTIA kümmert sich zudem um die Abfrage der Controllerports und einiger Tasten.

Atari GTIA


Potentiometer and Keyboard Integrated Circuit (POKEY)
Der 40-polige Potentiometer and Keyboard Integrated Circuit (C012294) ist in erster Linie ein Soundchip, kümmert sichaber auch um die Abfrage der Tastatur und den Betrieb der SIO-Schnittstelle. Er verfügt über vier Tonkanäle mit jeweils einer Rechteckschwigung mit frei einstellbarer Hüllkurve und Frequenz. Einzelne Tonkanäle können paarweise zusammengeschaltet werden. In Zusammenarbeit mit dem Prozessor kann POKEY auch digitalisierte Samples abspielen, die dazu benötigte Rechenleistung des Prozessors ist allerdings recht hoch, weswegen von beispielsweise Sprachausgabe nur sehr selten Gebrauch gemacht wurde. POKEY stellt die verarbeiteten Daten anschließend an den HF-Modulator bzw. die Monitorschnittstelle bereit. Neben den 8-Bit-Computern und der Konsole 5200 findet sich POKEY auch in einigen Atari Arcadespielen sowie in zwei Videospielmodulen für die Konsole 7800 wieder.

Atari POKEY


FREDDIE
Der 40-polige Multiplexer-Chip FREDDIE (Atari-Teilenummer C061991) war ursprünglich zum Einsatz in den professionellen Modellen 1400XL und 1450XLD vorgesehen, wurde – da bereits fertig und auf Lager – ab Sommer 1984 dann aber im 800XL sowie den Modellen der XE-Serie integriert. FREDDIE ermöglicht es dank Bankswitching, mehrere Speicherbänke anzusprechen, wodurch auch mehr als die vom 6502 ansprechbaren 64 kB Arbeitsspeicher möglich sind, da FREDDIE immer nur die eine benötigte Bank für den Prozessor einblendet. Außerdem ließen sich dank FREDDIE einige Logikschaltungen auf dem Mainboard streichen, was zusätzliche Kostenersparnis in der Herstellung bedeutete.


Memory Management Unit (MMU)
Der zwanzigpolige Speicherverwaltungschip (Atari-Teilenr. C060618) ermöglicht es, auf die Hardwareregister von ANTIC, GTIA, POKEY und PIA zuzugreifen und steuert nebenbei die System-ROMs sowie das BASIC-ROM. Das PORTB-Register (D301/16) wurde im Unterschied zur 400/800-MMU von einer Eingabe- in eine Ausgabeleitung umgewandelt, worin auch der Grund für die Streichung der Controllerports 3 und 4 bei den XL- und nachfolgende Modellen steckt.

Atari MMU


Peripheral Interface Adapter 6520 (PIA)
Bei diesem Chip handelt es sich um einen Standard-Parallel I/O-Chip aus der MOS 6500-Serie, er ist ein funktioneller Nachbau des 1974 erschienenen Motorola MC6820 aus der 6800-Familie. PIA wurde entworfen, um eine einfache Integration in Bussysteme um die Prozessoren der 6800- und 6500-Familien zu ermöglichen. Dafür stehen 20 Ein- und Ausgabeleitungen bereit, die sich in zwei bidirektionale Busse und vier Steuerleitungen aufteilen. Die 8-Bit-Busleitungen können auch als 16 voneinander unabhängige Einzelleitungen genutzt werden, die Datenrichtung (Ein- oder Ausgabe) ist für jedes Bit einzeln steuerbar. Im Atari 800 ist PIA vor allem für die Ansteuerung der Controllerschnittstellen zuständig.


Schnittstellen

Neben den zwei neunpoligen Controllerschnittstellen, dem HF-Antennenanschluss und dem Monitorport ist die wohl wichtigste Schnittstelle der 8-Bit-Computer von Atari die SIO-Schnittstelle (SIO = Serial Input/Output), sie dient zum Betrieb von intelligenten Peripheriegeräten, die mittels Identifikationsnummern auseinandergehalten werden. Hierbei kommt ein spezielles Übertragungsprotokoll und ein einzigartiger Stecker zum Einsatz. Peripheriegeräte werden in einer Kette hintereinander an die SIO-Schnittstelle angeschlossen (sogenanntes „Daisy Chaining“), wobei manche Geräte als SIO-Endglied ausgeführt sind. Bei den Geräten mit zwei SIO-Buchsen dient eine der Kommunikation des Gerätes mit dem Computer (Serial Bus Input), die andere zum Anschluss und zur Verwaltung eines weiteren Gerätes (Serial Bus Extender). Entwickelt wurde die Schnittstelle von Joe Decuir, der Jahre später auch am USB-Standard mitarbeiten wird.

Schnittstellen
Schnittstellen 130XE
Bezeichnung Schnittstellen-Typ Anschluss für…
Controller 1 D-Sub-Buchse männl., 9-polig, ohne Schraubbolzen Controller aller Art
Controller 2 D-Sub-Buchse männl., 9-polig, ohne Schraubbolzen Controller aller Art
SIO Molex-Spezialbuchse männl., 13-polig Peripherigeräte
Cartridge Platinensteckbuchse Steckmodule
ECI Platinensteckleiste, 14-polig Speichererweiterungen, Erweiterungssysteme
Monitor NTSC/PAL: DIN-Rundbuchse weibl., 5-polig
SECAM: DIN-Rundbuchse weibl., 6-polig
Computermonitor, Fernseher via AV-Kabel
Television (nur NTSC/PAL) Cinch-Buchse Fernseher, via Antenneneingang
Power DIN-Rundbuchse weibl., 7-polig Netzteil


Technische Daten

Modellinformationen
Modellnummern XL/P (ursprünglich)
130XE (final)
Hersteller Atari
Atari Taiwan Manufacturing Corp.
31 Min-Chu Road
Tamshui, New Taipei City
Taiwan Republik China
(Factory Code A1)

Whitways
Whitways Enterprises Ltd.
20/F Block H
66–82 Chai Wan Kok St
Golden Bear Industrial Bldg
Tsuen Wan
Hong Kong British Hong Kong
(Factory Code X2)
Entwicklungsbeginn August 1984
Ankündigung 13. August 1984 (als Atari XL/P)
Vorstellung 5. Januar 1985, Winter CES, Las Vegas
Im Handel USA 30. März 1985
Vereinigtes Königreich 22. April 1985
Italien 30. Mai 1985
Vereinigtes Königreich Herbst 1987 (130XE Starter Pack: 130XE, XC12, Joystick, TX4093 Compilation Tape, Typo Attack, Missile Command, Centipede, Tennis, Star Raiders)
Einstellung der Produktion Sommer 1989 (NTSC)
31. Dezember 1991 (SECAM)
31. Dezember 1992 (PAL)
Technik
Prozessor Atari SALLY (Variante des MOS 6502)
Taktfrequenz 1,79 MHz (NTSC)
1,77 MHz (PAL)
Arbeitsspeicher ab Werk (RAM) 128 kB
Festspeicher (ROM) 24 kB
Betriebssystem Atari XL-OS Rev. 2 oder Rev. 3
Grafikchips Atari Alpha Numeric Television Interface Controller (ANTIC)
Atari Graphics Television Interface Adapter (GTIA)
Grafikmodi 12 Grafikmodi von 20×12 bis 320×192 Pixel, max. 16 Farben gleichzeitig aus 256 Farben
Soundchip Atari Potentiometer and Keyboard Integrated Circuit (POKEY)
Soundkanäle 4 PSG
Tastatur Schreibmaschine, 57 Tasten + 5 Funktionstasten
Abmessungen B×H×T 35 × 6 × 23,3 cm
Gewicht 1800 g
Statistisches
Neupreise und Preisentwicklungen USA
$149 (3/85) (2022: ca. $411 / € 421)

Vereinigtes Königreich
£169,90 (4/85) (2022: ca. £469 / € 540)
£139,95 (Starter Pack, 10/87) (2022: ca. £363 / € 416)

Italien
L. 380.000 (5/85) (2022: ca. € 370)
L. 295.000 (9/87) (2022: ca. € 282)
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Letzte Seitenbearbeitung: 15. Oktober 2023